Warum unser Nervensystem keine authentischen Menschen mag
Wait. What?
Aber ist das nicht genau das, wovon alle reden?
Dass die Welt echte und authentische Menschen braucht?
Ist das nicht das, was wir uns für unsere Gesellschaft und auch für unser direktes Umfeld wünschen?
Auf der oberflächlichen Ebene ist die Antwort darauf: Ja.
Wir haben die Nase voll von Lügen, von Manipulation, von Fake.
Es gibt diesen Teil in uns, der sich nach echten Menschen, nach Wahrheit und Verbindung sehnt.
Und gleichzeitig gibt´s einen Teil in uns, der genau das Gegenteil will.
Lass uns da mal genauer hinschauen, wie es dazu kommt. Hast du Bock?
Dann let´s go!
Evolutionär gesehen war es für uns Menschen immens wichtig, einschätzen zu können, ob etwas - also auch ein bestimmter Mensch- Gefahr bedeutet oder nicht. Diesen Teil, der die Lage beurteilt, haben wir noch immer in uns.
Es ist unser Nervensystem. Es prüft permanent: bin ich hier sicher?
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das Nervensystem vergangenheitsbezogen arbeitet. Es nimmt Referenzwerte (Eigenes Erlebtes, Gehörtes oder auch aus der Ahnenreihe) und berechnet daraus den wahrscheinlichen Ausgang einer Situation.
Das Nervensystem braucht damit zwingend Eckdaten als Referenzwerte.
Und genau hier beginnt das Problem.
Denn lass uns mal hinschauen, was Authentizität eigentlich ist.
Was ist ein authentischer Mensch und woran erkenne ich den?
Dein Nervensystem- und vermutlich auch ein Großteil der Menschen in unserer Gesellschaft- würde sagen:
Ein Mensch ist authentisch, wenn er immer auf eine bestimmte Weise reagiert;
wenn ich also über ihn sagen kann: Ja, genau, das ist so typisch für dich. Genau so verhältst du dich immer, wenn....
Das ist einfach so "du".
Doch ist diese Definition von Authentizität wirklich wahr?
Und die weiteren Ausführungen sind etwas für mutige Menschen, die wirklich hinschauen wollen und sich, das eigene Selbstbild und Weltbild auch mal hinterfragen wollen.
Die zugrunde liegende Frage ist:
Ist ein Mensch wirklich definierbar?
Gibt es etwas, das den einzelnen Mensch ausmacht?
Und du merkst, wir bewegen uns in philosophischem Gewässer.
Es geht mir bei allem hier nicht darum, dir zu sagen, was die Wahrheit ist und auch nicht darum, mit meinen Ansichten Recht zu haben.
Ich mag einfach den Raum öffnen, um zu spielen.
Meine Theorie:
Nein, ein Mensch ist (nahezu) nicht definierbar.
Wenn sich ein Mensch immer gleich/ typisch verhält, ist das idR eine Traumareaktion.
Was meine ich damit?
Ohne, an dieser Stelle in die komplette Thematik von Traumata einzusteigen:
Jeder Mensch spaltet über die Jahre hinweg viele Aspekte und Facetten von sich ab.
Es beginnt (wenn wir Ahnenthemen und frühere Leben mal ausklammern) in der Kindheit. Jedes Mal, wenn du für etwas besonders gelobt oder abgelehnt wurdest; jedes Mal, wenn ein Konflikt passiert ist und du nicht die Ressourcen hattest, um damit umzugehen, wird ein Teil abgespalten.
Etwas, das du im weiteren Verlauf deines Lebens partout nicht mehr sein willst; und du deshalb übrigens auch bei anderen Menschen verurteilst.
weil du die Erfahrung gemacht hast, dass du geliebt wirst wenn du xy bist, aber nicht geliebt wirst, wenn du abc bist. Für das kindliche Nervensystem fühlt sich das existenziell an. Ziel ist es, durch das Abspalten dieser Aspekte das eigene Überleben zu sichern...
Auch, wenn es de facto im Normalfall nicht lebensbedrohlich ist, es fühlt sich für das Kind so an.
Über die Jahre hinweg wird damit die ursprüngliche persönliche Bandbreite der eigenen Facetten und Farben immer kleiner.
Das Verhalten wird vorhersehbarer und es entsteht das "typisch ich".
Genau dieses Verhalten wiederholen wir wieder und wieder.
Für unser Umfeld bzw. für deren Nervensystem ist das super, denn damit sind wir einschätzbar.
Ihr Nervensystem kann vorausberechnen, wie wir uns in bestimmten Situationenvermutlich verhalten werden.
Und irgendwann hat sich gesellschaftlich die Defintion entwickelt, dass das Authentizität ist.
Stell dir bspw. im Gegensatz dazu einen Teenager in der Pubertät vor; total gesteuert von seinen Hormonen (schau dazu gerne den Film "Alles steht Kopf Teil 2). In einer Sekunde super drauf, in der nächsten mega pissed.
Das ist super stressig für das Umfeld, weil es nicht weiß, was passieren wird und es sicht nicht darauf vorbereiten/einstellen kann.
Jetzt lass uns mal hypothetisch davon ausgehen, es gäbe einen Menschen, der keinerlei Teile von sich abgespalten hätte.
Oder: Ein Mensch, der anhand entsprechender Tools und Techniken (die übrigens in meinem Mentoringprogramm "Lion Heart" enthalten sind) seine abgespaltenen Teile wieder integriert hätte.
Wäre dieser Mensch dann nicht authentisch?
Weniger berechenbar ist er auf jeden Fall!
Lass uns noch nen Schritt weiter gehen und uns anschauen, was eine "richtige" Reaktion eines Menschen in zwischenmenschlichen Beziehungen ist.
Wie wir uns also wünschen würden, dass unser Gegenüber auf uns reagiert.
Und du bist noch immer sehr mutig und neugierig, oder?
Vielleicht stimmst du mir zu, dass es idealerweise darum gehen sollte, den anderen Menschen zu bestärken und in die Kraft und Größe zu bringen.
Das sollte ein authentischer Mensch auch machen können, oder?
Das führt mich zu einer weiteren Theorie:
Um mein Gegenüber optimal supporten zu können, muss ich alles sein, zeigen und sagen können.
Was ich damit meine:
Es gibt keine Eigenschaft, keine Facette oder keinen Aspekt eines Menschen, der nicht in einem ganz bestimmten Kontext nicht nur angebracht ist, sondern das heilsamste überhaupt für dich und den Menschen gegenüber ist.
Wie wär´s mit nem Beispiel?
Alggemein würde man vermutlich sagen, dass Egoismus nicht als sooo gut eingestuft wird, oder?
Wenn ich jetzt aber ein Mensch bin, der ständig über die eigenen Grenzen geht und sich für andere aufopfert? Nur um dann irgendwann im Burnout zu landen, wo ich dann auf Hilfe aus meinem Umfeld angewiesen bin?
Dann wäre es sicher angebracht, bei der nächsten Anforderung meines Umfelds an mich egoistisch zu sein, nein zu sagen und mich und meine Ressourcen zu priorisieren.
Das bedeutet also, dass ich je nach Kontext alles sein können muss.
Weil ich aber ein so aufopfernder Typ bin, ist Egoismus nicht typisch für mich.
Würde ich daher indem ich Grenzen setze unauthentisch werden?
Ich denke nicht.
Ganz besonders deutlich wird das Ganze im Bereich Coaching oder Mentoring.
Ich glaub wir beide sind uns einig, dass die Frage hier in einer Sitzung mit Klienten nicht sein sollte: Was wäre jetzt eine für mich typische Reaktion?
Die Frage, die ich mir IMMER stelle ist:
Was muss ich jetzt sagen, sein oder ausstrahlen, um meine Klienten in eine Veränderung/ in die Heilung zu bringen?
Und nicht nur das!!!
Gerade im Bereich der Nervensystem- und Traumaarbeit springen immer die Schutzmechanismen des Nervensystems der Klienten an; wenn auch meistens sehr unterbewusst.
Ich spreche von den inneren Anteilen, die Angst vor Neuem, vor Unbekanntem und Veränderung haben, eben weil sich das Nervensystem dort nicht sicher fühlt.
Wie äußert sich sowas?
Nochmal ganz wichtig: Diese Mechanismen laufen nahezu immer unbewusst ab!
Zusätzlich zu einer allgemeinen Beobachtung lesen die Klienten mich bzw. meine Aura. Und das ist etwas, das jeder Mensch 24/7 tut. Nichts ungewöhnliches. Normalerweise kannst du diese Infos nur nicht bewusst abrufen, wenn du das nicht trainiert hast.
Brauchst du für den konkreten Fall aber auch nicht.
Das Ziel der Schutzmechanismen meiner Klienten:
Etwas herauszufinden, was ich nicht sein will; also einen Aspekt von mir zu finden, den ich abgespalten habe, um mich damit zu beeinflussen.
Ihr Wunsch dabei ist zum Beispiel, dass wir das eigentliche Thema wechseln oder eben nicht tiefer in die Ursachen der Blockaden einsteigen. Stattdessen uns bitte lieber in Nebenkriegsschauplätzen verlieren, wo keine Veränderung droht.
Random Beispiel:
Klienten sagen: "Das ist jetzt aber schon bissl bestimmend und dominant von dir".
Wenn ich so partout nicht sein/ nicht gesehen werden will, wird mich mein eigenes Nervensystem dazu zwingen, aufzuhören, weil ich das nicht aushalten kann. All das läuft sooo subtil ab und es braucht immense eigene Arbeit, um das nicht nur zu sehen, sondern auch nicht darauf reagieren zu müssen, um weiter dran bleiben zu können.
Ansonsten passiert das, was leider in der Coaching- und auch Therapeuten-Szene oft passiert:
Dass Klienten sich einfach nicht verändern und keine Durchbrüche erzielen.
Eben, weil die Schutzmechanismen der Klienten es verhindern, dass der Coach/Therapeut zur wahren Ursache des Problems gelangt.
Oder: weil der Coach/Therapeut etwas nicht verkörpern/ausstrahlen kann, was die Klienten in diesem Moment aber bräuchten.
Das ist übrigens oft eine Art von (gesunder!!!) Autorität oder Dominanz, weil sie den Klienten unbewusst suggeriert: Mein Coach/Therapeut weiß, was sie/er tut und kann mich in meinem Prozess halten. Ich bin hier sicher.
Es war jetzt ein weiter Bogen, den ich hier gespannt hab, aber ich glaube du verstehst, worauf ich raus will.
Es kann nicht bedeuten, dass ich dadurch unauthentisch werde, weil ich Menschen helfen will. Und dafür muss ich eben alles sein und ausstrahlen können.
Wir Menschen sind soziale Wesen. Einen Beitrag zu leisten, anderen zu helfen liegt in unserer Natur; ist etwas, das uns erfült, wie kaum was anderes.
Wie könnte das, was ich dabei tun muss, mich unauthentisch werden lassen?
Es muss uns aber klar sein, dass sich das für manche Menschen bedrohlich anfühlt; wir damit zu einer "Gefahr" für Menschen werden, die sich nicht sicher und stabil in sich selbst fühlen.
Die nicht tief in sich spüren, egal was im Außen passiert, ich werde einen Weg finden, um damit umzugehen.
Solche Menschen müssen nicht vorab wissen, wie das Gegenüber reagieren wird.
Ganz im Gegenteil, es zündet sie an, es nicht zu wissen. Es erweckt ihre Neugier, ihren Forschergeist.
Nur das setzt voraus, dass ich intensiv mit meinem eigenen Nervensystem gearbeitet habe. Ist also bei den wenigsten Menschen der Fall.
Ein letzter Punkt:
Du weißt genau wie ich, dass das Leben Veränderung bedeutet. Wir alle sind auf der Reise. Zu uns selbst. Zu dem, was wir sein könnten, sein wollen.
Zu unserem Potenzial oder unserem Herzensweg. Egal, wie du es nennen würdest.
Nicht nur, dass diese Veränderung nicht dazu führen kann, dass wir dadurch unauthentisch werden.
Meine letzte Theorie:
Egal, wie sehr wir uns zwischenzeitlich versuchen, zu definieren, zum Beispiel über unsere Werte und unsere Talente, diese Definition ist immer zu klein.
Denn wir sind so viel mehr als das. Wir sind unendlich. Und gleichzeitig nichts.
Natürlich ist es für unseren Weg dennoch spannend und hilfreich, sich unsere Talente und das, was wir zu geben haben, anzuschauen.
Und die Metaphysik (Human Design, Gene Keys und Astrologie) kann uns hier soooo viele wertvolle Hinweise geben (weshalb das auch Bestandteil meines Mentoringprogramms "Lion Heart" ist).
Dennoch mit all dieser Paradoxität möchte ich dir die abschließende Frage stellen:
Kannst du es aushalten, nicht zu wissen wer du bist? Was dich ausmacht?
Oder auch nicht zu wissen, wer die Menschen um dich herum sind?
Kannst du spielen? Dich jeden Tag neu erfinden? Neu entscheiden, wer du sein und was du leben willst?
Denn das ist der Grund, warum wir oft selbst nicht authentisch sein wollen.
Warum wir gerne wieder und wieder in alte Konflikträume aus unserer Kindheit flüchten; weil so kacke sich alte Limitierungen auch anfühlen, sie füllen die Leere, nicht zu wissen wer wir sind.
Es gibt einen Teil in uns, für den bedeuten diese Begrenzungen- bedeutet das, was man uns über uns erzählt hat- Halt und Orientierung.
Unser Nervensystem versucht alles, um diese Selbst,- aber auch unser Weltbild zu beschützen; insbesondere dann, wenn wir uns nicht ausreichend sicher in uns selbst fühlen (Stichwort: Traumata)
Ich verspreche dir, wirklich authentisch zu sein, wird dein ganzes Leben auf den Kopf stellen.
Und paradoxerweise wirst du das Gefühl haben, mehr du selbst zu sein, als jemals zuvor.
Du kannst all die Magie von Unschuld, Verspieltheit und Neugier aus deiner Kindheit mitnehmen (oder sogar rückwirkend kreieren) und gleichzeitig das Kapitel Kindheit mit all seinen Verletzungen abschließen.
Du kannst dich neu erfinden. Neu wählen.
Nicht nur für dich. Sondern, weil du nur so die Chance hast, wirklich anderen Menschen zu helfen und sie zu berühren.
Es ist das, was unserem Leben einen Sinn verleiht. Uns ein Gefühl von Lebendigkeit und Erfüllung schenkt. Ein Gefühl von: es ist gut, dass ich da bin und es mich gibt.
Wenn dich dieser Text inspiriert hat, würde ich mich freuen, dich in meinem Mentoringprogramm "Lion Heart" ein Stück weit auf dieser Reise begleiten zu dürfen.
Denn dort machen wir genau das. Es ist dein Weg zu echter Authentizität.
Und gleichzeitig ist es so viel mehr als das.
Es geht um Liebe. Es geht um Lebendigkeit. Es geht um dein Leben.
All my Love, Monika
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