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Der Unterschied zwischen echter Freundlichkeit und People Pleasing

Der Unterschied zwischen echter Freundlichkeit und People Pleasing

In einer Gesellschaft, in der wir zwar gefühlt ständig über dieses Thema sprechen - insbesondere dann, wenn wir uns über die besonders unfreundlichen Deutschen aufregen- gibt´s doch gerade hier so viel Unklarheit.

Was bedeutet es denn, freundlich zu sein?

Und kann das wirklich jeder?

 

1.  Fawn

Hast du diesen Begriff schon mal gehört?

Umgangssprachlich nennt man diesen Mechanismus des Nervensystems People Pleasing.

Und ganz im Gegensatz zum Wortlaut ist die Intention bei Fawn nicht, freundlich zu seinem Gegenüber zu sein.

Es geht darum, das Verhalten des Menschen gegenüber von uns zu kontrollieren.

 

Lass uns das mal genauer anschauen.

Du kannst dir das Fawn-Verhalten wie ein Chamäleon vorstellen.

Wir maskieren unser wahres Ich, unsere eigenen Emotionen und stimmen uns  auf das Außen und die Menschen dort ein.

Wir übernehmen ihre Stimmlage, ihre Mimik und Körpersprache.

Wir lächeln viel, stimmen den anderen zu, spiegeln ihre Emotionen.

Wir sind gut drauf; immer für andere da.

Nach Außen hin.

Nur niemand kann sehen, wie es in uns drinnen aussieht.

Manchmal nicht mal mehr wir selbst. Wir existieren quasi nicht mehr.

Der komplette Fokus liegt im Außen.

 

Warum machen wir das?

Es ist eine Überlebensstrategie unseres Nervensystems.

Ziel des Verhaltens ist zu kontrollieren, wie mein Gegenüber auf mich reagiert.

Dahinter liegt eine tief sitzende Angst vor Aggression, Gewalt, vor Ablehnung

und Kritik.

Und genau das versuchen wir mit dem Chamäleon-Verhalten zu verhindern.

Das ist übrigens nichts, das wir bewusst tun;

es ist ne automatisch stattfindende Reaktion unseres Nervensystems und damit unseres Körpers, die wir uns in frühester Kindheit antrainiert haben.

 

Ein Verhalten, das bei Frauen und natürlich insbesondere bei Frauen, die in ihrer Kindheit Gewalt erlebt oder ein extrem unsicheres Elternhaus hatten weit verbreitet ist.

 

Nachdem wir gesehen haben, dass Fawn erfordert, die komplette eigene Persönlichkeit und sämtliche eigenen Emotionen zu unterdrücken und noch dazu ein bestimmtes Verhalten zu spielen ist klar, dass diese Überlebensstrategie eine immense Menge an Energie und Ressourcen kostet.

Chronische Erschöpfung ist dadurch quasi vorprogrammiert.

 

Natürlich gibt es hier jede Menge Abstufungen.

Mal ehrlich, ich glaube es gibt kaum einen Menschen, der komplett ohne Masken ist und stattdessen immer er selbst.

Gerade weil wir in einer traumatisierten Gesellschaft leben, in der sich so viele Menschen nicht sicher fühlen; nicht mit sich selbst und ihrem Körper verbunden sind.

 

Und über die Jahre hinweg hat sich so eine fatale Verwechslung in der Gesellschaft eingeschlichen; dass dieses Fawn-Verhalten Freundlichkeit ist.

Selbst wenn wir das People Pleasing mittlerweile oft als Schimpfwort nutzen.

Echte Freundlichkeit ist ein so seltenes Phänomen in unserem Alltag, dass uns schlichtweg oft die Idee fehlt, wie es anders sein könnte.

Wir müssen beginnen,  die aktuelle Definition von Freundlichkeit in Frage zu stellen!

 

2. Auf der Suche nach echter Freundlichkeit

Bist du noch bei mir? Hast du ne Idee, was freundliches Verhalten ausmachen könnte?

Viele Menschen sagen an dieser Stelle, freundlich ist, wenn ich nichts tue/ sage, was einen anderen Menschen verletzen könnte.

Wenn mich also meine beste Freundin freudestrahlend fragt, ob ihr das neue Kleid steht, dürfte ich dann sagen, dass es ungünstig geschnitten ist?

Oder müsste ich ihr die Freude lassen und sie mit den Konsequenzen leben lassen?

 

Und natürlich ist das ein mega harmloses Beispiel, wo nicht so viel passieren kann, oder?

Was, wenn sie mich fragt, wie ich ihren neuen Freund finde und mir bei ihm deutlich narzisstische Züge auffallen?

Die Wahrheit könnte sie definitiv verletzen.

Ist es meine Aufgabe/ meine Verantwortung es dennoch zu tun?

Bin ich dann noch freundlich?

 

Ich glaube wir müssen uns in dieser Konstellation ne andere Frage stellen; und zwar die Frage, welcher Anteil in meiner Freundin diese Frage stellt.

Wir alle haben unendlich viele Facetten und Anteile in uns mit jeweils unterschiedlichen Bedürfnissen.

In dem Beispiel mit meiner Freundin ist höchstwahrscheinlich einer der beiden folgenden Anteile aktiv.

Der verletzte Teil, den man dem unreifen Ego (aber auch dem Nervensystem) zuordnen könnte; oder das gesunde und reife Ego.

Mit gesundem Ego meine ich diesen wahrheitsliebenden Warrior-Anteil ins uns, der einerseits hier ist, um uns, unser Herz, unsere Seele zu beschützen; 

und andererseits, um uns zu der höchstmöglichen Version von uns zu führen.

Zu unserem wahren Selbst, oder auch zu unserem Herzensweg wenn du so willst.

 

Und woher weiß ich jetzt, wer grad in der Situation mit mir spricht?

 

Ich persönlich löse das so, indem ich nachfrage:

Was möchtest du jetzt von mir hören?

Und diese Antwort akzeptiere ich.

Ich bin bereit zu sagen, was ich wahrnehme, was in diesem Moment meine Wahrheit ist. Aber ich akzeptiere auch ein Nein.

Ich lasse das so stehen.

 

 

Eine kleine Warnung an dich, falls du demnächst in so ne Situation stolperst:

Wenn du es genauso machst wie ich und das Nein deines Gegenübers zu deiner Wahrheit akzeptierst, könntest du damit eine Welle von Projektionen in Gang setzen.

Natürlich abhängig davon, mit wem du sprichst.

 

Lass uns mal hinschauen, was hier oft hinter den Kulissen - als unterbewusst- abläuft:

Die meisten Menschen sind es nicht gewohnt, dass ihre Grenzen respektiert werden; stattdessen erleben wir ständig Situationen, in denen unser Gegenüber im Gespräch Recht behalten muss (übrigens auch ein Nervensystem-Thema!).

Und ungewohntes Verhalten irritiert unser sicherheitsorientiertes Nervensystem, das es liebt, wenn Menschen vorhersehbar bzw. wie üblich reagieren.

 

Genau auf diese Irritation springt dann oft der unsichere Teil in uns an, der nicht gerne Fehler macht.

Dieser Teil in uns sagt (unterbewusst!) in etwas folgendes:

Wenn du es besser weißt und ich dir wichtig bin, ist es deine Verantwortung, mich vom richtigen Verhalten zu überzeugen.

Wenn du also nicht weiterredest, bin ich dir entweder nicht wichtig oder du bist dir selber gar nicht sicher, ob deine Wahrheit so stimmt.

 

Und wieviele Menschen kennst du, die nichts persönlich nehmen und die Eigenverantwortung des Gegenübers stehen lassen können?

Auch dieses Verhalten irritiert das Nervensystem und führt deshalb oft zu der Unterstellung, dass man eingeschnappt wäre, weil man die eigene Wahrheit nicht äußern durfte.

 

Du siehst, da spielen so viele Mechanismen mit rein, die dazu führen können, dass nach so nem Gespräch einiges an Chaos und Missverständnissen in der Luft liegt; und weil das meiste davon unbewusst passiert, sich auch keiner so wirklich erklären kann, warum die Stimmung plötzlich so komisch und unangenehm ist.

Die Freundin denkt du bist sauer und magst sie vielleicht nicht mehr;

und du denkst: fuck, ich hab das richtige getan und niemand weiß es zu schätzen.

 

 

Ich hoffe wir sind uns dennoch weiter darin einig, dass die persönliche Wahrheit auszusprechen ein Teil von Freundlichkeit darstellt?

 

Wie sieht´s aus mit anderen Komponenten? Mit nett sein? Gut drauf sein?

Wir alle werden doch gerne angelächelt, oder?

Aber was, wenn ein Mensch gerade traurig ist? Müsste er dann ein Lächeln spielen um freundlich zu sein?

 

Finde gerne deine eigene Wahrheit zu diesen Fragen.

 

Für mich persönlich ist es so:

Freundlichkeit hat immens viel zu tun mit Menchlichkeit, mit der Liebe zum Leben und insbesondere mit einer tiefen Hingabe zu der gesamten Bandbreite der menschlichen Erfahrungen. Mit Respekt.

Es ist nicht unbedingt etwas, das man tut oder ist. Man strahlt es aus.

 

Ein Mensch der roh, verletzlich, echt ist und tief fühlt.

Der die Höhen und die Tiefen des Lebens so stehen lassen kann.

Ein Mensch, der vor dem Leben in die Knie geht, weil er es vermag, die Schönheit in allem zu sehen.

Dieser Mensch kann in deine Seele sehen. Er kann dir das Gefühl geben, dich zu sehen und bei dir zu sein. Egal, ob er dich im Einzelfall mag oder nicht.

Er sendet ein Gefühl von, du bist nicht alleine aus.

Er tanzt mit dem Leben.

Gleichzeitig impliziert Freundlichkeit auch immer die Balance zwischen dem "Ich" und den anderen bzw. auch dem Leben selbst.

Sie kann deshalb auch ein wütendes "enough" bedeuten, um für sich selbst oder schwächere einzustehen.

Und zuletzt ist Freundlichkeit eine unglaubliche Freude an Co-Kreation und gemeinsamem Wachstum.

Sie sagt: Lasst uns gemeinsam das allerbeste und allerschönste aus diesem Leben machen. danke, dass du da bist.

 

Im Human Design wird Freundlichkeit im Tor 22 beschrieben.

Es ist neben Tor 2 und Tor 48 DAS Tor der weiblichen Energiequalität, aber auch von sacred union (also der Co-Kreation von männlicher und weiblicher Energiequalität).

Und übrigens meine unbewusste Erde, also mein Purpose.

 

Das war ein Beitrag, den ich schon so lang schreiben wollte, aber ich bislang zu viel Respekt davor hatte.

Denn ich glaube, es gibt keine Worte, die ausreichen würden, Freundlichkeit (und noch dazu mit all ihren Facetten) wirklich zu beschreiben und ihr gerecht zu werden.

Es ist letztendlich eine Frequenz, etwas, dass du ausstrahlst.

 

Ich hoffe, du konntest ein Stück weit fühlen, was ich in diesem Artikel zum Ausdruck bringen wollte.

Wie sehr ich mir wünsche, dass wir uns gesellschaftlich in diese Richtung entwickeln. Einfach, weil so hart das Leben auch manchmal ist, so magisch ist es auch.

Lasst uns dieses Geschenk nutzen. Gemeinsam.

Das ist der Grund, warum mein Lieblingszitat für immer das folgende sein wird:

We´re all just walking each other home.

 

So sehr sich mein 6/2er Human Design Profil jetzt auch nach Utopia verabschieden möchte, so bleibt dennoch die große und abschließende Frage:

Wie kommen wir da hin?

Oder auch:

 

3. Kann jeder Mensch einfach so freundlich sein?

Bitte fühle deine eigene Wahrheit dazu.

Für mich ist die Antwort darauf ein klares NEIN.

Ganz ohne behaupten zu wollen, dass ich diese Freundlichkeit selbst schon immer leben würde; oder, dass das überhaupt zu 100% möglich wäre.

 

Für mich ist die Basis ganzheitliche Nervensystem- und Traumaarbeit für ein stabiles "Ich"  (wie ich sie in meinem Mentoringprogramm "Your own Rock" mache) und deine Fähigkeit, deinen eigenen Raum einzunehmen.

 

Und aufbauend darauf ehrliche, intensive Arbeit mit den eigenen Emotionen, den eigenen Triggern, Beziehungsmustern und den Herzenswänden aus alten Verletzungen, die uns erzählen, dass wir Freundlichkeit und Liebe nicht verdient haben.

Es ist ein sooo elementarer Schritt, die ganze Schuld- und Schamabwärtsspirale zu crashen, die eingeleitet wurde von den Fehlern, die wir in der Vergangenheit gemacht haben.

Sonst halten uns für immer klein, bestrafen und selbst, um alle möglichen Dinge wieder gut zu machen;

Wir halten uns in einem Kreislauf aus Selbstbetrafung gefangen, weil wir es nicht schaffen uns selbst für Fehler zu verzeihen, auch wenn sie menschlichlich und oft unvermeidbare Erfahrungen unserer Seele waren.

Erst nach dieser inneren Arbeit ist überhaupt möglich, eine wahre emotionale Intelligenz als Voraussetzung  eines gesunden "Wir" zu aktivieren.

Meinen Königsweg dazu findest du in meinem Mentoringprogramm "Lion Heart".

 

Für ein Welt voller Menschlichkeit und echter Freundlichkeit.

All my Love, Monika

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